Die Arbeit auf dem Lande

Tagesplan:

Um 04.30 Uhr wurde aufgestanden und die Stallarbeiten (Füttern, Melken, Ausmisten, Dreschen) ausgeführt, ehe es um 07.00 Uhr die erste „Frühkost“ gab. Danach wurden weitere Arbeiten drinnen und draußen durchgeführt und um 09.00 Uhr die zweite Frühkost eingenommen. Arbeiten im Haus und auf dem Feld schlossen sich bis zum Mittagessen um 12.00 Uhr an. Die Mittagspause war saisonabhängig, danach wurden die begonnenen Arbeiten wieder aufgenommen.

Beitrag zur
Agrargeschichte

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Um 15.00 Uhr wurde die Arbeit für einen Kaffee unterbrochen, um dann um 19.00 Uhr das Abendbrot einzunehmen. Danach wurden noch einmal je nach Tageszeit und Helligkeit die Arbeit aufgenommen und das Vieh versorgt. Der Tag endete etwa gegen 22.00 Uhr, im Winter eher.

Unterschiedlich war der Tagesplan zwischen Sommer und Winter. Während im Sommer die Landwirtschaft im Vordergrund stand und die Vorräte für den Winter geschaffen werden mussten, wurden im Winter je nach Fertigkeit handwerkliche Arbeiten durchgeführt. So wurden Drechsel- und Schmiedearbeiten erfüllt, erst auch beim Nachbarn und später als Vorläufer des stehenden Handwerks im ziehenden Gewerbe.

Auf Buschhöh hatte so das Schmiedehandwerk einen besonderen Stellenwert und auch eine historische Bedeutung. Wenn man so will, führte dieser Zwang, im Winter etwas dazuzuverdienen, im Zuge der Industriealisierung zum Beruf des Fabrikarbeiters. Johannes Engelbert Brinkmann und Peter Geck waren Besitzer des Brinker Osemundhammers, 100m über der Sperrmauer; er wurde 1750 stillgelegt.

Und der Verdienst war gering. Ging man mauern, erhielt man für den ganzen Tag etwas über eine Mark. Auch die Kinder mussten helfen. Für 1 Tag Kartoffellesen erhielten sie pro Kopf ½ Mark und die Älteren für das Krosen 80 Pfennig.

    Zum Vergleich: Um 1786 kosteten 3Pfennig 17.Jhd
    1 Roggenbrot (11 Pfund) = 7 Stüber
    1 Pfund Fleisch (459 g)  = 3 Stüber
    1 Pfund Zucker        = 10 Stüber
    1 Maaß Bier ( 1 1/2 l)   = 1 Stüber
    1 Pfund Butter        = 8 Stüber
    1 Pfund getr. Pflaumen  = 4 Stüber
    eine Hose           = 80 Stüber
    eine Schürze         = 40 Stüber

    1 Stüber entsprach 4,8 Pfennig, so dass 1 Roggenbrot rd. 34 Pfennig kostete.
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Bearbeitung der Böden:

Das Land musste vielfach erst kultiviert werden, Mit Mensachenkraft und Hacke.

Früher wurde die Dreifelderlandwirtschaft betrieben. Das bedeutet, dass ein Feld alle drei Jahre brach lag, damit sich der Boden regenerieren konnte. Als die Viehhaltung jedoch an Umfang zunahm, wurde den Äckern Stalldung zugeführt.

Außerdem fanden die Bauern heraus, dass Kalk besonders gut für die Böden war. Deshalb wurde dieser oft aus tiefen Erdschichten (12-20 Meter) abgebaut und meistens im Herbst auf den Feldern verteilt. Die Kalkvorkommen bezeichnete man als Mergel. Nach dem Mergelabbau blieben dort Wasserlöcher, die heute Feuchtbiotope sind. In manchen Dörfern wurden diese Gruben auch als Selbstmörderkuhlen bezeichnet.

Nachdem das Land gedüngt war, wurde es einige Male flach gepflügt und durch Eggengänge wieder eingeebnet. Die Grasnarbe wurde mit der Telleregge zerschnitten und danach wurde tiefgepflügt. Diese Arbeiten wurden mit Pferd und Karren durchgeführt. War das Land soweit bearbeitet, konnte der Bauer aussäen. Dieses geschah nach altem Brauch im Rhythmus: Rechter Fuß tritt auf und rechte Hand sät gleichzeitig aus.

Ernte

Geerntet wurde während der Gelbreife der Ähren. Vor der Getreideernte mussten die Sensen am Wetzstein geschärft werden. Der Bauer ging dann auf dem Feld voraus, mähte das Getreide und die Binderinnen folgten ihm. Sie nahmen ihm die Garben ab und schlossen sie mit einem gekonnten Drehknoten zusammen.
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Bei dieser Arbeit trugen die Frauen lange Juteschürzen und Jacken, um Arme und Beine vor Stoppeln und Disteln zu schützen. Die Männer trugen Hemden mit aufgekrempelten Armen und robuste Hosen. Solides Schuhwerk war bei dieser Arbeit unerlässlich.

Danach wurden die Garben aufgehockt, das heißt zu Sechseranordnungen aufgestellt. So trockneten die Ähren zur Voll- und Totreife nach. Später wurden die Garben auf einen Wagen geladen. Hierbei führte die Bäuerin die Zügel des Zugtieres, einer wuchtete die Garben mit der Stakforke auf den Wagen und der „Lademeister“ ordnete sie gleichmäßig auf dem Wagen, damit dieser nicht auf holpriger Straße umkippte.

Große und teure Maschinen wurden von der Dorfgemeinschaft getragen, wie z.B. die Dreschmaschine, der Kartoffeldämpfer oder der Buschhacker.

Gedroschen wurde oft im Winter in Kolonnen. Diese Arbeit war sehr hart, daher freuten sich alle über die Pausen, die manchmal absichtlich durch Verstopfen der Maschine herbeigeführt wurden. Bevor die letzten Garben in die Maschine geworfen wurden, wurden alle Katzen des Hofes herbeigeholt und alle Arbeiter mit Forken ausgestattet, damit die Mäuse, die sich unter diesem Haufen versteckt hatten, sofort getötet werden konnten bevor sie wegliefen.

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Leben_Abendgebet_J.F.Millet

Langanhaltender Regen führte zu halbverfaulten Kartoffeln, die dann selbst gegessen wurden, vielfach als Reibeplätzchen. Fleisch und Butter gab es nur an Festtagen, da es ohne deren Verkauf nicht möglich war, die Kinder aufzuziehen.